Ergänzende Angebote: Telefon, E-Mail, Chat und App
Einen nahen Angehörigen zu pflegen kann eine sehr erfüllende Aufgabe sein und die Beziehung kann enger, liebevoller und wertschätzender werden. Manchmal gibt es auch (Pflege-) Situationen, die eine Herausforderung darstellen. Zum Beispiel, wenn
- Angehörige das Gefühl haben, zwischen den Anforderungen des eigenen Alltages und der Pflege eines Angehörigen, Freundes oder Nachbarn zerrieben zu werden
- die körperliche Pflege für den eigenen Körper zu anstrengend wird
- Entlastungsmöglichkeiten fehlen
- belastende Gefühle wie Wut, Trauer, Schuld, Ekel und Scham auftauchen
- es schwer ist, die unterschiedlichen Ansprüche und Bedürfnisse unter einen Hut zu bekommen
- es zu verbaler oder körperlicher Gewalt zwischen pflegendem Angehörigen und der pflegebedürftigen Person kommt
- man das Gefühl hat, nicht mehr weiter zu wissen und nicht mehr zu können.
In all diesen Situationen haben pflegende Angehörige das Recht und vielfältige Möglichkeiten, sich Beistand und Hilfe zu holen. Nur wenn sie auf sich und die eigenen seelischen und körperliche Grenzen achten, können sie auch gut für andere sorgen. Manchmal fällt es schwer, sich an die Ansprechpersonen vor Ort zu wenden. Dann können telefonische und digitale Angebote eine sinnvolle Ergänzung sein. Mittlerweile bieten auch einige Kranken- und Pflegekassen digitale Angebote in Form von Schulungen oder Unterstützungsportalen an. Eine Auswahl an ergänzenden Angeboten verschiedener Anbieter sehen Sie hier:
Pflegetelefon – schnelle Hilfe für Angehörige
Kontakt per Telefon: 030 20179131 oder E-Mail: info@wege-zur-pflege.de
Das Bundesfamilienministeriums hat ein Pflegetelefon für Angehörige eingerichtet. Fachleute stehen für Anrufende aus dem ganzen Bundesgebiet von Montag bis Donnerstag zwischen 9.00 und 18.00 Uhr telefonisch zur Verfügung. Ergänzend kann man sich auch per E-Mail an info@wege-zur-pflege.de an die Expertinnen und Experten wenden.
Die Beratung ist anonym und vertraulich. Eine erste Entlastung und konkrete Hilfestellung für die individuelle Situation ist das Ziel. Auf Wunsch informieren die Fachleute gern zu weiteren Beratungs- und Hilfsangeboten am jeweiligen Ort.
Krisentelefon – Bundesweit für pflegende Angehörige
Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ist das Wissensinstitut für die Pflege. Ein Arbeitsschwerpunkt ist die Prävention von Gewalt in der Pflege. Das bedeutet, dass die Fachleute des ZQP beispielsweise pflegenden Angehörigen helfen möchten, dass es auch bei Konflikten und schwierigen Situationen nicht zu seelischer oder körperlicher Gewalt in der Pflege kommt. Weder zu Gewalt gegen die pflegebedürftige Person noch umgekehrt gegen die Person, die pflegt. Neben hilfreichen Informationen und Filmbeispielen zeigt das ZQP auf seiner Homepage https://www.pflege-gewalt.de unter anderem das aktuell erreichbare Krisentelefon an. Hier können Angehörige anrufen, wenn sie überfordert sind, nicht mehr weiter wissen oder wenn es bereits zu Gewalt in der Pflegesituation kam. Das Krisentelefon, das angezeigt wird, ist für das ganze Bundesgebiet erreichbar! Die Anrufe können kostenpflichtig sein.
Online-Beratung
Menschen, die sich privat um eine unterstützungsbedürftige Person kümmern und gesetzlich versichert sind, können auch die „Psychologische Online-Beratung für pflegende Angehörige“ über die Internet-Plattform https://www.pflegen-und-leben.de/ nutzen. Das Projekt wird von vier großen Krankenkassen mitgetragen.
Das Team besteht aus mehreren Psychologinnen, die speziell geschult sind. Neben der Online-Beratung ist auch ein Video-Chat mit den Expertinnen möglich. Die Beratung erfolgt kostenfrei und auf Wunsch anonym.
App für pflegende Angehörige
Der Bundesverband wir pflegen e. V. hat gemeinsam mit pflegenden Angehörigen die mobile APP in.kontakt für Smartphones und Tablets entwickelt. Das Projekt wird vom Bundesministerium für Gesundheit und der Techniker Krankenkasse in NRW gefördert.
Über die App können sich pflegende Angehörige auch über örtliche Grenzen hinweg zu verschiedene Themen austauschen. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist die Selbsthilfe. Ergänzend werden Informationen rund um das Thema „Pflege“ bereitgestellt. Die App ist offen für alle Altersgruppen. Sie kann insbesondere für jüngere Menschen hilfreich sein, für die der Austausch in sozialen Netzwerken selbstverständlich zum Leben dazu gehört.
Die App gibt es kostenfrei bei Google Play und im Apple Store. Das Projekt hat aktuell eine Laufzeit bis Ende 2020, eine Fortführung ist angedacht.
Mehr Infos gibt es hier: https://www.wir-pflegen.net/helfen/in-kontakt-app-fuer-pflegende-angehoerige
Unterstützung in belastenden Pflegesituationen - Online-Familiencoach Pflege
In Pflegesituationen gibt es immer wieder auch belastende Situationen. Überforderung, zeitlicher Druck, Gefühle wie Scham, Ekel oder Wut kennen viele pflegende Angehörige. Darüber sprechen fällt jedoch nicht leicht. Das Internet-Portal https://pflege.aok.de bietet Tipps zum Umgang mit herausfordernden Situationen. Es steht allen Interessierten kostenfrei zur Verfügung und kann anonym und ohne Mitgliedschaft in der AOK genutzt werden.
Neben Informationen, Videos, interaktive Übungen und Audiodateien, die themenbezogen aufgerufen werden können, gibt es Berichte aus dem Alltag anderer pflegender Angehöriger. Schwerpunkte sind zum Beispiel die Pflege von Menschen mit Demenz und die Begleitung Sterbender. Über einen Fragebogen kann man sich gezielt Inhalte passend zur individuellen Situation anzeigen lassen.
Das Online-Portal informiert über Beratungsmöglichkeiten, beinhaltet jedoch keine persönliche Beratung. Es findet auch kein direkter Austausch mit anderen pflegenden Angehörigen statt. Stattdessen gibt es Erfahrungsberichte und Tipps über Videos und Texte, wie andere belastende Situationen erlebt und bewältigt haben.
Entwickelt wurde die Plattform durch Expert*Innen und Mitbeteiligung von pflegenden Angehörigen.